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Thrombozyten-Wert zu niedrig (Thrombozytopenie)

Thrombozyten Aufbau und Funktion
Thrombozyten im Blut: Aufbau und Funktion

Wenn zu wenig Thrombozyten im Blut vorhanden sind, spricht man von einer Thrombozytopenie. Die naheliegendste Ursache ist eine kürzliche Wunde bzw. Verletzung der Blutgefäße oder ein anderweitiger Blutverlust. Auch bei starken Infektionen (z.B. Malaria, Ringelröteln oder Helicobacter pylori) können kurzfristig viele Thrombozyten gebunden werden, so dass der Wert im Blutbefund gering ausfällt. In diesen Fällen sollte sich die Thrombozytenzahl durch normale Blutbildung (im Knochenmark) nach einigen Tagen wieder von selber regulieren.

Die Aufgabe der Thrombozyten ist die Blutgerinnung bzw. Blutstillung bei Verletzungen der Blutgefäße (Blutbahn). Wenn die Anzahl der Thrombozyten zu gering ist, kann es zu spontanen Blutungen im Körper oder in der Haut kommen. Typisch für eine Thrombozytopenie sind sind punktförmige (petechiale) Einblutungen in der Haut. Auch plötzliches, scheinbar grundloses Nasenbluten kann darauf zurückzuführen sein. Das leigt einfach daran, dass kleinste Wunden in den Blutgefäßen, die normalerweise innerhalb kurzer Zeit (weniger als 2 Minuten) durch die Thrombozyten geschlossen würden, nun aufgrund des Mangels nicht mehr so schnell abgedichtet werden.

Wann sind die Thrombozyten vermindert?

Die Thrombozyten-Normalwerte bewegen sich in einer Spanne zwischen 150.000 - 380.000 pro µl (Mikroliter) Blut. Man unterscheidet dabei nicht zwischen Männern und Frauen. Der Wert gehört zum Kleinen Blutbild.

Thrombozyten Normalwerte
Abk. Beschreibung Normalwert pro Mikroliter Blut
Thrombo Anzahl der Thrombozyten (Blutplättchen) Männer & Frauen: 150.000 - 380.000 pro µl

Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.

Thrombozyten Normalwerte, gehören zum Kleinen Blutbild
Thrombozyten Normalwerte, gehören zum Kleinen Blutbild

Wenn weniger als 150.000 Thrombos pro Mikroliter Blut gemessen werden, ist der Wert vermindert. Da die normale Spannbreite allerdings relativ groß ist, wird eine leichte Unterschreitung meist nicht weiter beachtet. Klinisch relevant wird es ab Werten von weniger als 80.000 Thrombos - dann ist die Gefahr von spontanen Blutungen gegeben.

Ursachen einer Thrombozytopenie

Wenn die Thrombozyten-Anzahl dauerhaft zu gering ist, kommen verschiedene Ursachen in Frage.

Zum einen kann es sein, dass akut sehr viele Thrombos gebraucht wurden - z.B. aufgrund einer Verletzung mit starker Blutung, nach einer Operation, nach einer Geburt , etc.). In diesem Fall wird die Blut-Neubildung hochgefahren - und der Wert hat sich in einigen Tagen wieder normalisiert.

Falls das nicht der Fall ist und der Thrombozytenmangel länger anhält, kommen potentiell zwei Ursachen infrage:

Thrombozyt Normalzustand (inaktiv)
Thrombozyt Normalzustand (inaktiv)

Die Blutproduktion (sog. Hämatopoese) - und damit auch die Bildung der Thrombozyten - findet im Knochenmark statt. Sie entstehen durch Abschnürung aus sog. Megakaryozyten. Probleme bei der Blutbildung können durch Mangelernährung entstehen: z.B. durch fehlendes Vitamin-B-12 oder zu wenig Folsäure. Möglich ist aber auch eine Krebserkrankung im Knochernmark (Leukämie).

Die andere Ursache für dauerhaft verminderte Thrombo-Werte könnte in einem übersteigerten Abbau zu suchen sein. In dem Fall wird der Arzt oder die Ärztin die Milz näher untersuchen. Die Milz funktioniert u.a. wie ein Blutfilter. Bei einer Milzvergrößerung (Splenomegalie) werden häufig zu viele Thrombozyten herausgefiltert. Bei gleichbleibender Neuproduktion führt das zu einer geringeren Thrombozyten-Konzentration im Blut.

Zu bedenken ist auch, dass sich auch durch Einnahme einiger Medikamente die Zahl der Thrombozyten verringern kann, z.B. Ibuprofen (Quelle).

Sehr selten liegt eine erblich bedingte Erkrankung vor: die Thrombozyten werden dann vom Immunsystem als Fremdkörper angesehen und abgebaut (sog. Immunthrombozytopenie, Morbus Werlhof, auch: ITP (idiopathische thrombopenische Purpura)). In dem Fall wird sowohl der Thrombozyten-Abbau in der Milz erhöht als auch die Neubildung der Thrombozyten im Knochenmark gebremst. Beides führt zu einer Verringerung der durchschnittlichen Thrombozytenlebensdauer, was trotz gleichbleibenden Produktionsrate zu einer insgesamt geringen Thrombozytenkonzentration führt.

Einige weitere seltene Erkrankungen, die mit einem Mangel an Thrombozyten einhergehen, sind:

Funktion der Thrombozyten

Blutgefäße des Menschen (Blutbahn)
System der Blutgefäße des Menschen (
Blutbahn bzw. Blut-Kreislauf bzw. Herz-Kreislauf-System

Die Thrombozyten können verletztes Blutgewebe schnell abdichten, damit so wenig Blut wie möglich verloren geht. Ihre Aufgabe ist nicht die Versorgung anderer Zellen oder Organe, sondern das Absichern der Blutbahn an sich.

Die Unversehrtheit der Blutgefäße ist von entscheidender Bedeutung. Denn sonst würde das Blut irgendwo "abfließen" und könnte nicht mehr die Zellen mit Sauerstoff versorgen. Wenn irgendwo im Körper ein Blutgefäß verletzt wird, lagern sich Thrombozyten an das umliegende Gewebe an und bilden "Klumpen", das heißt durch den Zusammenschluss von sehr vielen Thrombozyten wird die verletzte Stelle schnell geschlossen. So hat das Gewebe Zeit, sich zu regenerieren.

Der Vorgang der Thrombozytenaggregation (Aggregation = Zusammenlagerung) läuft grob vereinfacht so ab: im Falle einer Verletzung der Blutgefäße lagern sich die ersten Thrombozyten an dem verletzten Gewebe an. Sie entfalten ihre Tentakel und nehmen dadurch deutlich an Größe zu. Durch das Enzym Thrombin wird das Protein Fibrin freigesetzt. Fibrin ist so eine Art "Zellklebstoff".

Weitere vorbeifließende Thrombozyten entfalten ihre Tentakel, die sich an den bestehenden Klumpen anhaften. Dieser Prozess verstärkt sich kaskadenartig, weil das vorbeifließende Blut immer neue Thrombozyten enthält, die wiederum aktiviert werden und Thrombin und Fibrin freisetzen. So entsteht in kurzer Zeit (meist innerhalb von 2-4 Minuten) ein feinmaschiges Netz aus zehntausenden Thrombozyten, durch das die anderen Bestandteile des Blutes nicht mehr hindurchpassen. Die Wunde ist geschlossen.

Thrombozytenaggregation: Wunde in einem Blutgefäß wird zügig geschlossen
Thrombozytenaggregation: Wunde in einem Blutgefäß wird zügig geschlossen

Entstehung der Thrombozyten: Thrombopoese

Thrombopoese: Bildung der Thrombozyten
Thrombopoese: Bildung der Thrombozyten

Ursprung aller Blutzellen ist eine pluripotente Stammzelle. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark und sind seit einigen Jahren ein Forschungsschwerpunkt. Denn aus ihnen lassen sich im Prinzip alle möglichen Zellen ableiten bzw. züchten. Das ist zum Beispiel in der Leukämie-Forschung von großer Bedeutung.

Aus einer myelonischen Vorläuferzellen bildet sich dann ein Megakaryoblast. Die weitere Produktion wird von dem Enzym Thrombopoetin angeregt oder vermindert. Der Megakaryoblast entwickelt sich weiter zu einem sog. Megakaryozyten. Diese riesigen Zellen gehören mit ca. 150 Mikrometern Durchmesser zu den größten Zellen im menschlichen Organismus.

Ein Megakaryozyten zerfällt in mehrere netzartige Strukturen (sog. Problättchen), von denen dann Stück für Stück kleine "Fetzen" abgetrennt (bis zu 8000 pro Megakaryozyt). Das sind die fertigen Thrombozyten, die so klein sind, dass sie durch die feinen Poren des Knochemarks ins durchfließende Blut ausgeschwemmt werden. Die Grafik oben zeigt die Entstehung der Thrombozyten - der Vorgang wird als Thrombopoese bezeichnet.

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