Normozytäre Anämie, normochrom
Eine normozytäre Anämie ist eine Art von Anämie (umgangssprachlich: Blutarmut), bei der die Größe der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) normal ist, aber die Anzahl der roten Blutkörperchen oder der Hämoglobingehalt im Blut niedrig ist. Das bedeutet, dass die einzelnen roten Blutkörperchen eine normale Größe haben, aber es insgesamt zu wenig rote Blutkörperchen gibt oder dass diese nicht genug Hämoglobin enthalten. Dadurch wird die Sauerstoffversorgung der Organe beeinträchtigt.
Der Begriff "Normo..." zeigt an, dass Größe und Farbe der roten Blutzellen normal ist bzw. der statistischen Norm entsprechen. "Zytär" bezieht sich auf die Zellgröße, "chrom" bezieht sich auf die Farbe.
Mögliche Ursachen einer normozytären Anämie
Normozytäre Anämien können verschiedene Ursachen haben. Um die richtige Behandlung einzuleiten, ist es wichtig, die genaue Ursache zu ermitteln. Einige mögliche Ursachen für eine normozytäre Anämie sind:
- Akute Blutung: Schwere Blutungen, sei es durch Verletzungen, Geschwüre, Blutungen im Magen-Darm-Trakt oder andere Ursachen, können zu einem schnellen Verlust von roten Blutkörperchen führen und eine normozytäre Anämie verursachen.
- Chronische Erkrankungen: Chronische Erkrankungen wie Niereninsuffizienz, entzündliche Erkrankungen oder Krebserkrankungen können die Produktion oder Lebensdauer der roten Blutkörperchen beeinflussen und eine normozytäre Anämie verursachen.
- Eisenmangel: Obwohl eine Eisenmangelanämie normalerweise mit einer mikrozytären Anämie assoziiert ist, kann es auch zu einer normozytären Anämie führen, wenn die Anämie nicht stark ausgeprägt ist oder andere Faktoren gleichzeitig vorhanden sind.
- Vitaminmangel: Ein Mangel an Vitaminen wie Vitamin B12, Folsäure oder Vitamin B6 kann ebenfalls eine normozytäre Anämie verursachen.
- Hämatologische Erkrankungen: Bestimmte Erkrankungen des Knochenmarks oder der roten Blutkörperchen können die normale Produktion und Funktion der roten Blutkörperchen beeinträchtigen und zu einer normozytären Anämie führen (siehe dazu: Erythropoese, Blutbildung)
Symptome einer normozytären Anämie
Die typischen Symptome einer normozytären Anämie sind auf eine mangelnde "Energieversorgung" der Zellen zurückzuführen, oder treten als Folgeerscheinungen auf. Wie bei allen Anämien kommt es vermehrt zu Müdigkeit, Schwäche, blasser Haut, Herzklopfen und Atemnot. Der Grund dafür ist einfach zu verstehen: Hämoglobin transportiert Sauerstoff, und Sauerstoff ist für die Organe und Zellen pure Energie. Zu den ersten Anzeichen gehören:
- leichte Ermüdbarkeit
- Luftknappheit (besonders bei körperlicher Belastung)
- Konzentrationsschwäche und Kopfschmerzen
- Muskelschwäche
- Kältegefühl
- Schwindelanfälle
- blasse Haut
Erythrozytenindizes helfen, die Ursache zu ermitteln
Wenn die oben genannten Symptome auftreten und eine Anämie wahrscheinlich ist, muss genau geprüft werden, um welche Art von Anämie es sich handelt. Nur dann kann eine geeignete Behandlung eingeleitet werden. Dabei helfen weitere Blutwerte des kleinen Blutbildes. Mit ihrer Hilfe der sog. Erythrozytenindizes kann man die Ursache einer Anämie eingrenzen.
Die Abbildung hilft, die Zusammenhänge zu verstehen. Bei einer normozytären Anämie ist der MCV-Wert normal, d.h. das Volumen bzw. die Größe der roten Blutkörperchen ist normal. Wenn der MCH-Wert, also die Hämoglobinmenge pro Erythrozyt, normal ist, spricht man von einer "normochromen normozytären Anämie". Die Blutzellen sehen dann unter dem Mikroskop ganz normal aus. In dem Fall kommt ein verminderter MCHC-Wert dadurch zustande, dass zu wenig Erythrozyten vorhanden sind. Das zeigt sich in aller Regel dann auch an einem auffälligen Hämatokrit-Wert.
Aufgrund der Anämie, also der geringen Menge an Hämoglobin, ist die Sauerstoffversorgung des Organismus nicht voll gewährleistet. Denn die Erythrozyten sind auf den Transport von Sauerstoff durch den Organismus spezialisiert ist. In der Folge reagiert der Körper mit einer erhöhten Herzmuskelfrequenz. Das Blut wird schneller durch den Körper gepumpt, damit auch die geringere Erythrozyten-Menge noch ausreichend Sauerstoff in die Zellen transportieren kann. Allerdings ist diese erhöhte Herzaktivität belastend.
Die Bildung neuer Erythrozyten - pro Tag werden ungefähr 200 Milliarden neue rote Blutkörperchen gebildet - wird durch das Hormon Erythropoetin (kurz: Epo) gesteuert, das in der Niere synthetisiert wird. Wenn zu wenig Epo freigesetzt wird - meist aufgrund von Nierenerkrankungen - , verlangsamt sich auch die Erythrozyten-Produktion. Allerdings kann das auch aufgrund von Sauerstoffmangel in der Umgebung ausgelöst werden (z.B. im Hochgebirge). Zudem ist eine Reaktion auf Medikamente möglich.
Mögliche Behandlung bei einer normozytären Anämie
Die Behandlung einer normozytären Anämie hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Es ist wichtig, die genaue Ursache der Anämie zu ermitteln, um die richtige Behandlung einzuleiten. Hier sind einige mögliche Schritte und Behandlungsoptionen, die bei einer normozytären Anämie in Betracht gezogen werden können:
- Behandlung von Grunderkrankungen: Wenn die normozytäre Anämie durch eine zugrunde liegende Erkrankung wie Niereninsuffizienz, entzündliche Erkrankungen, Krebs oder andere chronische Erkrankungen verursacht wird, ist es wichtig, die Grunderkrankung zu behandeln. Die Behandlung der Grunderkrankung kann dazu beitragen, die Anämie zu verbessern.
- Eisenpräparate: Wenn ein Eisenmangel als Ursache für die normozytäre Anämie festgestellt wird, kann der Arzt Eisenpräparate verschreiben, um den Eisenmangel auszugleichen. Die Einnahme von Eisenpräparaten kann helfen, die Produktion von roten Blutkörperchen zu erhöhen und den Hämoglobingehalt zu verbessern.
- Vitaminergänzungen: Wenn ein Vitaminmangel, wie ein Mangel an Vitamin B12, Folsäure oder Vitamin B6, die Ursache für die Anämie ist, können entsprechende Vitaminergänzungen verschrieben werden.
- Bluttransfusion: In schweren Fällen von normozytärer Anämie kann eine Bluttransfusion notwendig sein, um den Hämoglobingehalt schnell zu erhöhen und die Sauerstoffversorgung des Körpers zu verbessern.
- Ernährungsumstellung: Bei einigen Fällen von normozytärer Anämie kann eine Ernährungsumstellung hilfreich sein, um die Aufnahme von Eisen und anderen wichtigen Nährstoffen zu verbessern.
Wichtig! Die Behandlung der normozytären Anämie muss individuell an die Ursache und den Gesundheitszustand des Patienten angepasst werden. Es ist daher dringend zu empfehlen, einen Arzt aufzusuchen, um die richtige Diagnose zu erhalten und eine angemessene Behandlung zu erhalten. Bitte nehmen Sie eine Anämie nicht auf die leichte Schulter! Die ausreichende Versorgung der Organe mit Sauerstoff ist fundamental wichtig.
Vor allem wenn Sie Blutungen im Urin, im Stuhl oder in Erbrochenem sehen, sollten Sie dringend einen Arzt oder Ärztin aufsuchen.
Selbstmedikation oder die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ohne ärztliche Beratung sollte vermieden werden, da dies eine spätere Diagnose und Behandlung erschweren kann. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung der normozytären Anämie kann dazu beitragen, die Symptome zu lindern und mögliche Komplikationen zu verhindern.
Siehe auch
- Mikrozytäre Anämie: zu kleine Erythrozyten aufgrund von Eisen-, Vitamin B12- oder Folsäure-Mangel
- Makrozytäre Anämie: zu große Erythrozyten, nicht vollständig ausgereift