Alle Leberwerte einfach erklärt
Im Blut befinden sich zahlreiche Substanzen, die Rückschlüsse über die Aktivitäten verschiedener Organe erlauben. Anhand der sog. Leberwerte kann man den Zustand und die Aktivität der Leber erkennen bzw. überwachen. Die Leberwerte sind überwiegend Leberenzyme, also Proteine, die als Bio-Katalysatoren wirken. Wenn Enzyme, die normalerweise nur in gesunden Leberzellen vorkommen, im Blut nachweisbar sind, deutet das auf eine Schädigung von Leberzellen hin. Oder: wenn Substanzen, die von den Leberzellen produziert und ins Blut abgegeben werden, vermindert sind, dann kann die Ursache ebenfalls eine Schädigung von Leberzellen sein.
Die folgende Tabelle zeigt die normalen Leberwerte für Erwachsene (*Hinweis: die Werte bei Kindern/Jugendlichen und Schwangeren können abweichen).
Leberwerte | ||||
Abk. | Bezeichnung | Normwerte Männer | Normwerte Frauen | Siehe auch |
ALAT (=GPT) | Alanin-Aminotransferase | bis 50 U/l | bis 35 U/l | zu hoch zu niedrig |
ASAT (=GOT) | Aspartat-Aminotransferase | bis 50 U/l | bis 35 U/l | zu hoch zu niedrig |
AP | Alkalische Phosphatase | 40 - 129 U/l | 35 - 104 U/l | zu hoch zu niedrig |
GLDH | Glutamat-dehydrogenase | bis 7,0 U/l | bis 5,0 U/l | zu hoch zu niedrig |
GGT, γ-GT | Gamma-Glutamyl-Transferase | bis 60 U/l | bis 42 U/l | zu hoch zu niedrig |
tBil | Gesamt-Bilirubin | bis 1,2 mg/dl (20,5 µmol/l) |
bis 1,2 mg/dl (20,5 µmol/l) |
zu hoch zu niedrig |
dBil | Direktes (konjugiertes) Bilirubin | bis 0,2 mg/dl (3,4 µmol/l) |
bis 0,2 mg/dl (3,4 µmol/l) |
zu hoch zu niedrig |
iBil | Indirektes (unkonjugiertes) Bilirubin | bis 1,0 mg/dl (17,1 µmol/l) |
bis 1,0 mg/dl (17,1 µmol/l) |
zu hoch zu niedrig |
ChE | Cholinesterase | 5,3 - 12,9 kU/l | 4,3 - 11,3 kU/l | zu hoch zu niedrig |
QUICK | Quick-Wert | 70 - 120% | 70 - 120% | zu hoch zu niedrig |
Leberwerte | |||
Abk. | Beschreibung | Normwerte Männer |
Normwerte Frauen |
ALAT (=GPT) | Alanin-Aminotransferase | < 50 U/l | < 35 U/l |
ASAT (=GOT) | Aspartat-Aminotransferase | < 50 U/l | < 35 U/l |
AP | Alkalische Phosphatase | 40 - 129 U/l | 35 - 104 U/l |
GLDH | Glutamat-dehydrogenase | < 7,0 U/l | < 5,0 U/l |
GGT, γ-GT | Gamma-Glutamyl-Transferase | < 60 U/l | < 42 U/l |
tBil | Gesamt-Bilirubin | < 1,2 mg/dl (20,5 µmol/l) |
< 1,2 mg/dl (20,5 µmol/l) |
dBil | Direktes (konjugiertes) Bilirubin | < 0,2 mg/dl (3,4 µmol/l) |
< 0,2 mg/dl (3,4 µmol/l) |
iBil | Indirektes (unkonjugiertes) Bilirubin | < 1,0 mg/dl (17,1 µmol/l) |
< 1,0 mg/dl (17,1 µmol/l) |
ChE | Cholinesterase | 5,3 - 12,9 kU/l | 4,3 - 11,3 kU/l |
QUICK | Quick-Wert | 70 - 120% | 70 - 120% |
Abkürzungen: U/l = Unit pro Liter; kU = KiloUnit = 1000 Units; µmol = Mikromol; dl = Deziliter; mg = Milligramm - Mehr zu den Einheiten
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Zu hoch oder zu niedrig?
Unregelmäßige Leberwerte deuten darauf hin, dass ein Fehlfunktion der Leber vorliegt. Aus dem Gesagten ergibt sich, dass bei manchen Leberwerte eine Erhöhung und bei anderen eine Verminderung auf eine Fehlfunktion schließen lassen. Allerdings lässt sich an einem einzelnen Wert meist keine konkrete Ursache ablesen - erst durch den Vergleich ergibt sich ein "Leberbild". Die folgende Grafik zeigt die Leberwerte als Tabelle (Grafik).
Durch die Bestimmung der Werte ASAT, ALAT und γ-GT lassen sich mehr als 95 % aller Lebererkrankungen erkennen.
Warum ist die Leber so wichtig?
Die Leber ist das zentrale Organ des Körperstoffwechsels. Die wichtigsten Aufgaben der Leber sind:
- Verwertung von Nahrungsbestandteilen
- Speicherung von Glykogen (Leberstärke, Vielfachzucker) und Vitaminen
- Produktion lebenswichtiger Proteine (z. B. Gerinnungsfaktoren)
- Produktion von Galle (Flüssigkeit zum Zersetzen von Fetten)
- Abbau und Weiterleitung von Stoffwechselprodukten, Giftstoffen (und Medikamenten).
In der Leber werden viele Plasmaproteine synthetisiert (hergestellt). Daher kann auch die Verminderung folgender Protein-Blutwerte ein Hinweis auf eine Schädigung von Leberzellen sein:
- Albumin
- Globuline - z.B. Bilirubin (s.o.), Transcortin
Ursachen für veränderte Leberwerte
Ursache für erhöhte Leberwerte können sein:
- Vergiftungen, toxische Schädigung (Alkohol, andere Drogen, Gifte aller Art)
- Fettleber: Fettlastige Ernährung über einen längeren Zeitraum, siehe Blutfette
- Hepatitis (Leberentzündung)
- Erkrankungen, Infektionen (Bakterien, Parasiten, Viren)
- Verengung der Gallenwege durch Gallensteine, Gallengrieß oder eine PSC
- eine Vielzahl von Medikamenten
Durch den Abgleich mit anderen Blutwerten lässt sich die Ursache meist eingrenzen (siehe Diagnose). So sind zum Beispiel bei infektiösen Erkrankungen meist auch andere Zellen der Immunabwehr (Leukozyten) erhöht.
In vielen Fälle sind eine zu fettreiche Ernährung oder dauerhafter Alkoholkonsum die Ursache von Leberschäden. Man sollte die ersten Anzeichen also durchaus ernst nehmen. Denn auch wenn alle wissen: Herz und Gehirn sind lebenswichtige Organe - ohne die Leber geht nichts. Die folgende Grafik veranschaulicht den Unterschied einer gesunden Leber und eine Leberzirrhose (Schrumpfleber):
Mehr dazu siehe: Leberwerte senken - aber wie?
Alkohol als Ursache
Alkohol ist in vielen Getränken enthalten. Über den Magen gelangt der Alkohol in die Leber - ein Teil wird dann von dort ins Blut abgegeben und ist als Alkoholwert im Blut messbar (Alkoholtest). In der Leber wirkt Alkohol - wie auch andere Drogen - toxisch (giftig). Einige Leberzellen werden angegriffen und zerstört.
An sich ist die Leber sehr regenerationsfreudig. Nach einigen Tagen werden sich die Zellen wieder erneuern und die Leber kann wie gewohnt arbeiten. Problematisch wird es, wenn der Alkoholkonsum chronisch wird (dauerhaft und regelmäßig). Dann übersteigt die zerstörerische Kraft des Alkohols die Erneuerungskraft der Leber. In der Folge kommt es zur Fettleber oder Leberzirrhose (Schrumpfleber).
Mehr dazu siehe: Leberwerte senken - aber wie?
Leberwerte = Enzyme
Außer Bilirubin und Quickwert sind die wichtigen Leberwerte allesamt Enzyme (deren Namen enden stets auf "...ase"). Das sind sog. Bio-Katalysatoren, die Stoffwechselprozesse gezielt ankurbeln oder abbremsen können. Das bedeutet, sie verändern die Struktur von Ausgangsstoffen (sog. Substrate), die sich in andere Substanzen verwandeln (sog. Produkte).
Wenn die Leberzellen beschädigt oder zerstört werden, werden die Enzyme aus dem Zellinneren freigesetzt und gelangen ins Blut. Ein erhöhter Wert zeigt dann an, wie stark die Zellen beschädigt sind.
Leberwerte erhöht / zu hoch
Erhöhte Leberwerte im Laborbefund deuten darauf hin, dass überdurchschnittlich viele Leberzellen geschädigt sind. Dann gilt es herauszufinden, was die Ursache ist - und wie stark die Leber geschädigt ist. Die folgende Grafik zeigt einen typischen Laborbefund mit erhöhten Leberwerten:
Die Haupt-Leberwerte
Die vier wichtigsten Leberwerte sind GOT (ASAT), GPT (ALAT), Gamma GT sowie Alkalische Phosphatase (AP).
Leberwert GPT / ALAT
Von den vier Enzymen ist genaugenommen nur Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT), manchmal auch als Alanin-Aminotransferase (ALAT, ALT) bezeichnet, ein "echter" Leberwert, weil dieses Enzym tatsächlich (fast) nur im Inneren der Leberzellen vorkommt. Normalerweise ist kein GPT im Blut vorhanden sein, allerdings befinden sich immer ein paar Einheiten im Blut. Bis zu 35 U/l (Frauen) bzw. 50 U/l (Männer) ist das unproblematisch. Bei beschädigten Leberzellen wird jedoch vermehrt GPT aus dem Inneren der Zellen ins Blut ausgeschwemmt. Erhöhte GPT-Werte deuten praktisch immer auf zerstörte Leberzellen und damit auf eine Lebererkrankung hin. Siehe auch: GPT / ALAT erhöht, zu hoch
Leberwert GOT / ASAT
Aspartat-Aminotransferase (ASAT), auch als Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT) bezeichnet, ist ein Enzym, das beim Stoffwechsel eine grundlegende Rolle spielt. Vereinfacht formuliert: ohne Aspartat-Aminotransferase könnten Aminosäuren (Bestandteile der Eiweiße) und Kohlenhydrate nicht richtig verarbeitet werden. ASAT ist jedoch in vielen Geweben zu finden, vor allem in den Skelettmuskeln, den Herzmuskeln und der Leber. Insofern deutet ein erhöhter Wert nicht zwingend auf eine Lebererkrankung hin, aber wenn ALAT und ASAT gemeinsam erhöht sind, spricht vieles dafür. Siehe auch: GOT / ASAT erhöht, zu hoch
Leberwert Gamma GT
Noch klarer wird das Bild meist, wenn auch Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma GT) vermehrt im Blut zu finden ist. GGT befindet sich normalerweise ausschließlich in der Zellmembran, wo es das außen schwimmende Glutamyl zerlegt und das Folgeprodukt, die Aminosäure Cystein, in die Zelle hineinschleust. Auch das Enzym Gamma-GT kommt nicht nur in der Leber, sondern auch in Niere oder Bauchspeicheldrüse vor. Insofern gilt auch hier: wenn neben Gamma GT auch die Werte ALAT und ASAT erhöht sind, spricht vieles für eine Schädigung von Leberzellen. Siehe auch: Gamma GT Wert erhöht, zu hoch
Alkalische Phosphatase (AP)
Alkalische Phosphatase (AP, ALP) ist eine Sammelbezeichnung für eine Reihe von Enzymen, die vor allem in Knochen, Muskeln, Leber sowie in den Gallengängen vorkommen. Sie werden zusammen als Blutwert AP im Blutserum gemessen. Auch hier gilt wieder: wenn der AP-Wert gemeinsam mit ALAT, ASAT oder Gamma GT auffällig ist, deutet viele auf eine Schädigung von Leberzellen hin. Siehe auch: AP-Wert erhöht, zu hoch oder AP-Wert vermindert, zu niedrig
Leberwert GLDH
Glutamatdehydrogenase (Abk. GLDH, auch GDH) kommt beim Menschen ausschließlich in den Mitochondrien vor - die höchste Konzentration von GLDH findet man hierbei in den Leberzellen. Der Laborwert GLDH wird in der Regel für die Differentialdiagnose eines Leberschadens verwendet. Man kann damit das Ausmaß eines Gewebeschadens besser einschätzen. Siehe auch: GLDH-Wert erhöht, zu hoch
Leberwert ChE
Der Wert Cholinesterase (ChE) zeigt an, ob die Leber ausreichend Proteine herstellen kann. Das Protein Cholinesterase wird in der Leber hergestellt. Ein verminderter ChE-Wert kann darauf hindeuten, dass möglicherweise Leberzellen geschädigt sind, z.B. bei Fettleber, Leberzirrhose oder Vergiftung. Als Leberwert ist ChE allerdings nur bedingt geeignet, denn zum einen verbleibt ChE bis zu 14 Tage im Blut und bietet somit kaum Rückschlüsse auf akute Erkrankungen, zum anderen ist die Spanne der Normalwerte (Referenzbereich) recht breit. Man kann statistisch nicht eindeutig sagen, welche Werte noch normal sind und welche auf eine Erkrankung hindeuten. Der ChE-Wert unterstützt somit meist nur eine Leber-bedingte Differentialdiagnose. Siehe auch ChE-Wert zu niedrig
Bilirubin (direktes und indirektes)
Bilirubin ist das Abbauprodukt des Hämoglobins aus den roten Blutkörperchen. Es wird in einem zweistufigen Prozess verarbeitet. Für beide Teilprozesse lässt sich Bilirubin im Blut nachweisen, einmal als indirektes (unkonjugiertes) und einmal als direktes (konjugiertes) Bilirubin.
Der Wert ist vor allem für eine Differentialdiagnose geeignet, auch und besonders, wenn eine Verlegung der Gallengängen angenommen wird. Wenn Bilirubin nicht richtig verarbeitet und ausgeschieden werden kann, wird das gelbe Bilirubin über das Blut im gesamten Organismus verteilt und führt zu einer Gelbfärbung: Gelbsucht (Ikterus).
Genetisch bedingte Veränderungen an Leberwerten
Hinweis: es kommt auch vor, dass durch eine genetische Veränderung bestimmte Blutwerte außerhalb der Norm liegen, ohne dass es zu Beschwerden oder Einschränkungen kommt. Abweichende Blutwerten sind daher immer im Gesamtzusammenhang zu bewerten. Das kann nur eine Ärztin oder ein Arzt beurteilen. Diese Website dient dazu, ein solches Gespräch vorzubereiten, damit man es besser versteht.
Quellen
- Naturheilpraxis heute, Elvira Bierbach (Hrsg.), 5. Auflage 2013, Seite 625 folgend
- Lehrbuch der Physiologie, Rainer Klinke und Stefan Silbernagl, Georg Thieme Verlag, Seite 418 folgend
- Ärzteblatt.de: Gastroenterologie: Erhöhte Leberwerte - was nun?, https://www.aerzteblatt.de/archiv/179650/Gastroenterologie-Erhoehte-Leberwerte-was-nun
- Allgemeinarzt-Online: Erhöhte Leberwerte - Keine Bagatelle!, https://www.allgemeinarzt-online.de/a/keine-bagatelle-1794055
- Ärztezeitung.de: Leberwerte hoch? Fragen, tasten, testen!, https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/hepatitis/article/377641/leberwerte-hoch-fragen-tasten-testen.html
- Springer: Frühdiagnostik von Lebererkrankungen, https://link.springer.com/article/10.1007/s00108-005-1378-9
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