Neutropenie: zu wenig neutrophile Granulozyten
Als Neutropenie wird ein Mangel an neutrophilen Granulozyten im Blut bezeichnet (auch Granulozytopenie). Im Blutbild (Untersuchung der Blutzellen) werden die Neutrophilen in stabkernige (jugendliche, ca. 10%) und segmentkernige (reife, ca. 90) Granulozyten differenziert. Aus dem Verhältnis kann man Rückschlüsse ziehen, ob sich eine Infektion erst im Anfangsstadium befindet - oder ob der Körper bereits die Produktion der Granulozyten hochgefahren hat.
Ursachen einer Neutropenie

Eine Neutropenie deutet meist auf den Beginn einer Infektion an. Die bisher vorhandenen Granulozyten - vor allem die "reifen" segmentkernigen Neutrophilen - sind größtenteils bereits mit der Bekämpfung der Bakterien beschäftigt. Die Produktion wurde noch nicht ausreichend hochgefahren. Es werden also viele gebraucht, sind aber noch nicht genug nachgebildet worden. In dieser Phase ist der Anteil jugendlicher (stabkerniger) Granulozyten deutlich höher als üblich - das bezeichnet man auch als Linksverschiebung. Sie zeigt an, dass die Neu-Produktion neutrophiler Granulozyten vor kurzem erheblich gesteigert wurde. In aller Regel ist das ein gutes Zeichen für ein funktionierendes Abwehrsystem.

besonders viele jugendliche (stabkernige) Granulozyten ins Blut
Neben dieser Hauptursache gibt es noch weitere mögliche Ursachen einer Neutropenie.
- Verminderte Bildung der Granulozyten: gestörte Blutbildung im Knochenmark, möglicherweise aufgrund von Medikamenten (?) oder Viren.
- Angeborene Neutropenie (Kostmann-Syndrom oder Glykogenose Typ 1b).
Der Befund "Neutropenie" ist daher keine ausreichende Diagnose, um eine Therapie einzuleiten. Anhand weiterer Blutwerte und andere diagnostischer Verfahren muss zuvor die konkrete Ursache für den Neutrophilen-Mangel erkannt werden.
In dieser Phase ist die Abwehrbereitschaft des Körpers herabgesetzt - das heißt in dieser Zeit ist der Organismus besonders anfällig für weitere Infektionen.

Normalwerte
An der Verteilung der Granulozyten lässt sich im Rahmen eines Differentialblutbildes vor allem erkennen, in welchem Stadium sich eine Infektion befindet und ob die körpereigene Abwehr hochgefahren wurde und funktioniert.
Granulozyten-Arten: Normalwerte | |||
Zellart | Anteil an Gesamt-Leukozytenanzahl | Anzahl pro µl Blut | |
Neutrophile Granulozyten | |||
Stabkernige (neutrophile) Granulozyten | 3 bis 5% | 150–400 | |
Segmentkernige (neutrophile) Granulozyten | 50 bis 70% | 3000–6000 | |
Eosinophile Granulozyten | 2 bis 4% | 50–250 | |
Basophile Granulozyten | 0 bis 2% | 15–50 |
Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.

Funktion der stabkernigen neutrophilen Granulozyten
Neutrophile Granulozyten (sog. Neutrophile) sind eine von drei Arten der Granulozyten - neben eosinophilen und basophilen. Sie gehören alle zur Gruppe der Leukozyten, einer von drei Blutzellen-Arten. Die Aufgabe der neutrophilen Granulozyten ist es, Mikroorganismen, vor allem schädliche Bakterien, abzutöten. Sie gehören zu den sog. Fresszellen (Phagozyten), weil sie die Bakterien umschließen und vollständig in sich aufnehmen, um sie zu neutralisieren. Unter dem Mikroskop sieht es dann so aus, als würden sie die Bakterien fressen.
Hinweis zur medizinischen Fachsprache
Die Endung "...openie" zeigt im medizinischen Fachjargon stets einen Mangel an. Siehe auch:
- Thrombopenie oder Thrombozytopenie (zu wenig Thrombozyten)
- Neutropenie (zu wenig neutrophilen Granulozyten)
- Eosinopenie (zu wenig eosinophilen Granulozyten)
- Basopenie (zu wenig basophilen Granulozyten)
- Lymphopenie (zu wenig Lymphozyten)
- Monopenie (zu wenig Monozyten)
- Ausnahme: eine Erythropenie nennt man Anämie (zu wenig Erythrozyten)
Das Gegenteil davon ist die Endung "...zytose", die stets ein zu hohes Vorkommen bezeichnet, z.B. Thrombozytose (zu viele Thrombozyten).
Ressourcen / Weiterlesen
- Medizinische Fakultät Bern: Segmentkernige neutrophile Granulozyten
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Wenn zu wenig eosinophile Granulozyten im Blut vorhanden sind, spricht man von einer Eosinopenie. Dann ist die Immunabwehr gegen Parasiten und Pilze abgeschwächt - oder ein akuter Befall mit diesen körperfremden Organismen wird ge