Was bedeutet "Rechtsverschiebung"? (Blutbild)
Als "Rechtsverschiebung" bezeichnet man einen Blutbefund, wenn sich besonders viele überreife neutrophile Granulozyten (übersegmentiert) im Blutbild zeigen. Die segmentkernigen Granulozyten sind eine Unterart der Leukozyten. Bei einer Rechtsverschiebung lassen sich im Blut besonders viele überalterte segmentkernige Granulozyten messen.
Anders als bei einer Linksverschiebung, die eine akute Abwehrreaktion ist, hat eine Rechtsverschiebung nichts mit einem Entzündungsgeschehen zu tun. Stattdessen deutet sie auf eine perniziöse Anämie hin (siehe makrozytäre Anämie). In dem Fall fehlen notwendige Baustoffe für die Bildung der Blutzellen (v.a. Vitamin B12 und/oder Folsäure).
Der Begriff "Rechtsverschiebung" bezieht sich auf die grafische Darstellungen einer Kurve, die die Entwicklungsdauer der neutrophilen Granulozyten anzeigt. Der Grad der Linksverschiebung erlaubt Rückschlüsse auf die zeitliche Entwicklung einer Krankheit bzw. auf deren Ursache.
In der täglichen Praxis wird diese Anämie aber meist schon bei der Analyse des kleinen Blutbildes erkennbar: der Erythrozytenwert ist meist deutlich abweichend.
Quellen
- Naturheilpraxis heute, Elvira Bierbach (Hrsg.), 5. Auflage 2013, Seite 873 folgend
- Klinische Chemie und Hämatologie, 9. Aufl. 2019, Klaus P. Kohse (Hrsg.), Thieme Verlag, Seite 346 folgend
- Lehrbuch der Physiologie, Rainer Klinke und Stefan Silbernagl, Georg Thieme Verlag, Seite 195 folgend
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