Stabkernige Granulozyten vermindert (Blutwert zu niedrig)
Stabkernige Granulozyten sind die jugendliche Form der neutrophile Granulozyten. Die nach einigen Tagen voll ausgereifte Form nennt man segmentkernige Granulozyten. Wenn im Rahmen eines Differentialblutbildes ein Mangel der stabkernigen Granulozyten festgestellt wird, liegt meist eine Störung der Granulozyten-Produktion im Knochenmark vor (sog. Granulopoese).
Als Ursache kommen bestimmte Medikamente infrage, z.B. Antibiotika oder Chemotherapeutika. Zudem können auch Gifstoffe, z.B. von Pflanzen die Blutbildung beeinträchtigen. Diesen Zustand bezeichnet man auch als Granulozytopenie bzw. Neutropenie.
Ohne eine ausreichende Anzahl von stabkernigen ist die Abwehrbereitschaft des Körpers deutlich herabgesetzt - das heißt, der Organismus ist in dieser Phase besonders anfällig für Infektionskrankheiten.
An der Verteilung der Granulozyten lässt sich im Rahmen eines Differentialblutbildes vor allem erkennen, in welchem Stadium sich eine Infektion, Vergiftung oder Befall befindet und ob die körpereigene Abwehr hochgefahren wurde und funktioniert. Die folgende Tabelle zeigt die Normalwerte der Granulozyten:
Granulozyten-Arten: Normalwerte | |||
Zellart | Anteil an Gesamt-Leukozytenanzahl | Anzahl pro µl Blut | |
Neutrophile Granulozyten | |||
Stabkernige (neutrophile) Granulozyten | 3 bis 5% | 150–400 | |
Segmentkernige (neutrophile) Granulozyten | 50 bis 70% | 3000–6000 | |
Eosinophile Granulozyten | 2 bis 4% | 50–250 | |
Basophile Granulozyten | 0 bis 2% | 15–50 |
Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.
Funktion der stabkernigen Neutrophilen
Stabkernige Granulozyten sind nach ihrem Aussehen unter dem Mikroskop benannt, weil der Zellkern noch aus einem Stück besteht, das oftmals stabartig in die Länge gezogen ist. Erst nach ein paar Stunden (wenigen Tagen) wird der Zellkern an mehreren Stellen abgeschnürt, so dass er aus mehreren Teilen besteht - die dann reife Form nennt man segmentkerniger Granulozyt.
Im Blutbild (Untersuchung der Blutzellen) werden die Neutrophilen in stabkernige und segmentkernige differenziert. Aus dem Verhältnis kann man Rückschlüsse ziehen, ob sich eine Infektion erst im Anfangsstadium befindet - oder ob der Körper bereits die Produktion der Granulozyten hochgefahren hat.
Der Großteil der funktionsfähigen stabkernigen Granulozyten befindet sich jedoch gar nicht im zirkulierenden Blut, sondern wird im Knochenmark gelagert (ca. 12-14fache Menge).
Anders ist es jedoch bei Säuglingen: sie haben noch keine Knochenmarksreserve gebildet. Im Falle einer Infektion werden daher sehr schnell und sehr viele Neutrophile gebildet. Daher sind die Granulozyten-Werte, insbesondere die Anzahl der stabkernigen, bei Neugeborenen und Kleinkindern anders zu bewerten als die von Erwachsenen.
Bildung der Granulozyten (Granulopoese)
Die Bildung der Granulozyten (Granulopoese) erfolgt im Knochenmark aus multipotenten Stammzellen (auch hämatopoetische Stammzelle). Das Heranreifen eines Neutrophilen dauert etwa 6-10 Tage. Falls die Produktion aufgrund einer akuten Infektion angekurbelt werden muss, kann der Reifunsgprozess auch etwas beschleunigt werden.
Die folgende Infografik zeigt die Entwicklungsstadien der einzelnen Zellarten.
Der gesamte Vorgang der Blutbildung wird als Hämatopoese bezeichnet.
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